Viele Themen der angewandten Ethik sind in hohem Maß Themen der Politik. Man denke beispielsweise an bioethische Fragen wie jene nach dem assistierten Suizid (2015 kontrovers diskutiert und seit dem BVerfG-Urteil von März 2020 neu zu regeln) oder an medizinethische Fragen wie jene nach der Finanzierung nicht-invasiver Methoden der Pränataldiagnostik durch die gesetzlichen Krankenkassen (2019 neu geregelt). PhilosophInnen und TheologInnen müssen in diesen Debatten ebenso selbstverständlich Stellung beziehen wie kirchliche Gremien. Dies wirft sehr elementare Fragen auf: jene nach den verschiedenen Konzeptionen „öffentlicher Vernunft“, jene nach dem Verhältnis von Moral und Recht sowie Moral und Politik und auch jene nach dem politischen Öffentlichkeitsanspruch der Kirche in ethischen Fragen. Die Vorlesung zur politischen Ethik wird in die genannten Grundfragen einführen und einschlägige Positionen präsentieren und diskutieren. Der zweite Teil der Vorlesung ist zeitgenössischen Gerechtigkeitstheorien gewidmet (Rawls, Walzer, Egalitarismus). Im dritten Teil werden ausgewählte Themen der politischen Ethik behandelt, nicht zuletzt Themen der Friedensethik.