Die Neuzeit ist durch ein eigenes „Epochenbewusstsein“ (R. Koselleck) gekennzeichnet: dem Selbstbewusstsein, nach dem Zusammenbruch überlieferter Gewissheiten einen Neuaufbruch im menschlichen Weltverhältnis zu wagen. Wer wir Menschen sind und wie wir zusammenleben, was wir wissen können, tun sollen, hoffen dürfen, um diese Fragen geht es in den philosophischen Entwürfen dieser Epoche. Ihre Antworten sind für das, was wir heute von uns selbst denken und wie wir unsere Welt gestalten (sollten), immer noch prägend.

Die Vorlesung besteht aus zwei Teilen:

Teil I präsentiert die Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts als einen Diskussionszusammenhang, der die Länder des nordwestlichen Europas (insbesondere Frankreich, England, Schottland, die Niederlande sowie die deutschsprachigen Länder) miteinander verbindet – und zwar mittels ganz unterschiedlicher Medien, neben Traktaten z.B. Meditationen und nicht zuletzt Briefwechsel. Descartes, Hobbes, Spinoza, Leibniz und Hume gehören zu den bekanntesten Namen, es werden aber auch bisher weniger bekannte Philosophinnen und Philosophen zur Sprache kommen wie Elisabeth von der Pfalz und die Gruppe der „Platoniker von Cambridge“, zu denen u.a. Ralph Cudworth und Anne Conway zählen.

Teil II fokussiert auf die so genannte „klassische deutsche Philosophie“ (ca. 1780 bis 1850), die von Kant ihren Ausgang nimmt, der daher zunächst im Mittelpunkt stehen wird. In verschiedenen Stufen der Reaktion auf ihn und aufeinander treten Jacobi, Fichte, Schelling, Hölderlin und die frühromantischen Zirkel, Hegel und noch einmal Schelling auf. Da sich 2019 der 200. Todestag Jacobis jährte und im Jahr 2020 Hegel und Hölderlin ihren 250. Geburtstag feiern würden, sollen neben Kant besonders sie in den Blick genommen werden.