Der christliche Glaube wächst in einem spannenden Zusammenspiel von überlieferten Texten und Glaubensinhalten, kirchlichen Gemeinschaften in ihrer Geschichte und persönlicher Erfahrung. Die Glaubwürdigkeit religiös fundierter Argumente wird heute häufig auf persönliche Authentizität zurückgeführt. Damit erhalten sowohl die unmittelbare Erfahrung als auch die unvertretbare Individualität der einzelnen Glaubenden faktisch eine religiöse Normativität. Diese Position trifft auf ein christliches Offenbarungs- und Überlieferungsverständnis, dem der Rückbezug auf fundierende Texte sowie die geschichtliche Verortung und Entfaltung des Glaubens konstitutiv eingeschrieben sind. Was sind demnach die normativen Quellen des christlichen Glaubens und der ihn reflektierenden systematischen Theologie? Und welche Normativität kommt geschichtlicher Offenbarung und Texten einerseits und der religiösen Erfahrung andererseits in Judentum, Islam und Buddhismus zu?
Die mit diesen Überlegungen angedeuteten Spannungen im Christentum und in interreligiöser Perspektive werden im Rahmen der ersten wissenschaftlichen Tagung des Frankfurter Alois Kardinal Grillmeier-Instituts in der Hochschule Sankt Georgen diskutiert. Das Hauptseminar wird als begleitendes Blockseminar angeboten.