Mit seiner "Kritik der reinen Vernunft" (1. Auflage 1781, 2. Auflage 1787) verknüpft Kant das Projekt einer Erneuerung der Metaphysik mit einer Fundamentalkritik des menschlichen Erkenntnisvermögens (Vernunft, Verstand, Urteilskraft, Sinnlichkeit), wobei das Originelle seines Beitrags darin besteht, dass die Reform der Metaphysik nur um den Preis der Kritik, d.h. der Begrenzung unserer Wissensansprüche zu haben ist. Kant wäre als „Alleszermalmer“ (Moses Mendelssohn) der traditionellen Metaphysik missverstanden, geht es ihm doch um eine Sicherung von deren Inhalten (Gott, Freiheit, Unsterblichkeit) unter spezifisch modernen Bedingungen. Insbesondere die Unterscheidung von 'Ding für uns' und 'Ding an sich' ist geeignet, die Ansprüche einer im Gewand des Naturalismus und Szientismus auftretenden Metaphysik zu begrenzen und einen Gesichtspunkt zu benennen, unter dem die Freiheit des Subjekts widerspruchsfrei zu denken, wenngleich nicht zu beweisen ist.
Das Ziel des Seminars ist, durch Lektüre und Diskussion in zentrale Theoriestücke und Argumente der Kritik der reinen Vernunft einzuführen. Textgrundlage ist die 2. Auflage von 1787.