„Um die Religionskritik ist es zu leise geworden“, konnte der Züricher Religionsphilosoph und evangelische Theologe Ingolf Dalferth noch 2007 schreiben. Dies hat sich in den letzten Jahren zweifellos geändert, wenn auch die Qualität der Kritik nicht immer der Lautstärke ihres Vortrags entspricht. Religion ist (wieder) ein umstrittenes Thema: Angefragt wird ihre praktische Umsetzung genauso wie ihr theoretisches Fundament. Oftmals aus Anlass von Gewalterfahrungen gestellt und im Hinblick auf den Islam formuliert, werden dabei auch grundlegende Fragen der Religionskritik diskutiert: So kommt der Monotheismus (Assmann/Sloterdijk), genauso in den Blick wie die kritische Frage nach einem personalen Gott (Dawkins) oder nach der Rationalität von Offenbarungsansprüchen (Beckermann). In der öffentlichen Debatte gewinnt in diesem Kontext zudem ein emphatisch-affirmativer Bezug auf die Aufklärung eine identitätsstiftende Funktion. Insofern lohnt es sich, die Grundlagen der Offenbarungs- und Religionskritik aktuell und neu zu betrachten – nicht zuletzt auch mit dem Ziel, die in der Religion selbst verankerte Religionskritik zur Sprache zu bringen. Die Vorlesung wird sich deshalb exemplarischen Vertretern der aufklärerischen Religionskritik zuwenden sowie mit einem Blick auf den Grenzgänger der Religionskritik – Nietzsche – enden.

Die Vorlesung wird die Offenbarungs- und Religionskritik zudem „im Angesicht des Islam“ diskutieren. Dies bedeutet, nach der Grundkonstellation von Vernunft und Offenbarung im islamischen Glauben, nach der Parallele zwischen islamischer und aufklärerischer Religionskonzeption und nach Formen einer interreligiösen Religionskritik zu fragen. So ergibt sich – in Grundzügen - ein Gespräch zu dritt zwischen christlicher Theologie, islamischem Denken und neuzeitlicher Religionskritik.