In der katholischen Eschatologie der letzten fünfzig Jahre hat ein
wichtiger Perspektivenwechsel stattgefunden: Die Eschatologie informiert
nicht über zukünftige Ereignisse und „letzte Dinge“ aus einer
Zuschauerperspektive hinaus. Gegenstand der Eschatologie ist vielmehr
das Ende im Sinne der Vollendung der Schöpfung, des Menschen und der
Geschichte. Ausgangspunkt der Eschatologie ist das jetzt schon in Jesus
Christus realisierte Heil, die mit Christus anbrechende
Gottesherrschaft. Eschatologische Aussagen „prolongieren“ gewissermaßen
die Aussagen der Christologie auf das Geschehen einer endgültigen
Vollendung hin. Aus diesem Grund ist die Eschatologie Bestandteil von
Modul 8 „Jesus Christus und die Gottesherrschaft“. Trotz des
Perspektivenwechsels werden viele Fragenstellungen und Themen der
Eschatologie kontrovers diskutiert: Kann man überhaupt etwas über das
Jenseits „wissen“, wie es bestimmte säkulare Hoffnungskonzepte
behaupten? Müssen die biblischen Aussagen über das Ende der Welt nicht
völlig uminterpretiert werden? Ist die Seele des Menschen Subjekt der
Unsterblichkeit? Vollzieht sich die Vollendung des Menschen im Tod oder
an einem anderen „Zeitpunkt“, am „Jüngsten Tag“? Kann Gott den Sündern
im Gericht vergeben ohne das Einverständnis der Opfer? Diese und andere
Fragen werden in der Vorlesung behandelt. In diesem Zusammenhang werden
unterschiedliche Lösungsansätze vorgestellt und diskutiert. Für einen
theologisch begründeten Umgang mit eschatologischen Themen sollen
Kriterien erarbeitet und eine Auskunftsfähigkeit zu eschatologischen
Fragen ermöglicht werden.