Darf Theologie spirituell bzw. fromm sein oder hört sie dann auf Wissenschaft zu sein? Umgekehrt: Wie theologisch darf Spiritualität bzw. Frömmigkeit sein? Ist die Theologie mit ihrem kritischen Bewusstsein nicht für das geistliche Leben hinderlich? Eine Theologie des geistlichen Lebens kann und will nicht die christliche Frömmigkeit und Spiritualität ersetzen. Sie will auch nicht primär erbaulich sein („fromme Soße“). Eine Theologie des geistlichen Lebens versteht sich vielmehr als methodisch reflektierte und systematische Vergewisserung des spirituellen Lebensvollzuges im christlichen Glauben. Dabei geht die Theologie des geistlichen Lebens davon aus, dass Spiritualität und Theologie einander gegenseitig bedürfen. Eine christliche Spiritualität als menschlicher Vollzug sucht das Verstehen. Umgekehrt bedarf die Theologie der Spiritualität: Wenn Gottes Selbstmitteilung im Glauben und der konkreten Nachfolge durch Menschen vergegenwärtigt und bezeugt wird, dann ist die christliche Spiritualität ein theologischer Erkenntnisort. Die Lehrveranstaltung will diese Bedeutung des geistlichen Lebens für die Theologie reflektieren, wobei theologiegeschichtliche Grundformen von Spiritualität und Nachfolge, die theologische Bedeutung von Gebet, Berufung und Wahl einer Lebensform sowie das Weltengagement christlicher Spiritualität behandelt werden.