Der Vorlesungszyklus zur „Umwelt der Heiligen Schrift“ umfasst zwei Lehrveranstaltungen, die den Einfluss der jeweiligen geistigen und religiösen Strömungen auf die biblische Literatur aufzeigen und reflektieren wollen. Wir folgen der Leitfrage: Wie stark waren die biblischen Autoren von den verschiedenen Kulturen und Religionen in ihrer Nachbarschaft (ihrer „Umwelt“) beeinflusst und welche Auswirkungen haben diese Einflüsse auf die Entstehung des biblischen Juden- und Christentums? Anhand der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den „benachbarten“ Religionen soll das Spezifische des biblischen Juden- und Christentums herausgearbeitet und schließlich auch reflektiert werden, in welchem Beziehungsverhältnis das biblische Judentum zum Christentum selbst steht.
Die erste in diesem Wintersemester 2017/18 stattfindende Lehrveranstaltung „Umwelt der Heiligen Schrift I“ gliedert sich in zwei Hauptteile: Der erste Hauptteil führt in die Geschichte und in die Literatur des Vorderen Orients ein. Wir befassen uns mit den ersten Stadtstaaten dieser Welt, die die Sumerer in Mesopotamien schufen, schlagen von dort den Bogen zu weiteren Nachbarvölkern wie den Akkadern, Babyloniern und Assyrern bis hin zu den Ägyptern. Der zweite Hauptteil der Lehrveranstaltung untersucht den Einfluss altorientalischer Vorstellungen auf die Schriften des Alten Testaments. Inwiefern greifen die biblischen Autoren Motive etwa aus dem Gilgamesch Epos, Enuma Elisch oder aus der Lehre des Amenemope auf und transformieren diese?