Heute sind die Erwerbstätigen zumeist als mitdenkende Personen gefragt, die eigenständig auf – vielfach ja auch unerwartete – Anforderungen reagieren sollen; das gilt zunehmend auch bei einfacheren Jobs. Viele ArbeitnehmerInnen müssen darüber hinaus auch Mitplanende sein. Man stellt ihnen Aufgaben, aber darüber, wie sie diese erfüllen, können und sollen sie selbst entscheiden. Für diese Entwicklung steht der Begriff „Subjektivierung“ der Arbeit. Mit dieser Subjektivierung verbunden ist bei nicht wenigen Erwerbstätigen eine Flexibilisierung ihrer Arbeitszeit und – durch die Informations- und Kommunikaionstechnologie (IKT) – zunehmend auch ihres Arbeitsortes. Sich im privaten Bereich den Ansprüchen der Erwerbsarbeit zu entziehen, fällt immer schwerer.
Mit diesem Flexibiliserungstrend und mit der steigenden Erwerbspartizipation der Frauen, der keine im gleiche Maße zunehmende Partizipation der Männer an der unentgeltlichen Arbeit gegenübersteht, wird die Frage immer brisanter, wie Sorgearbeit gerecht und für alle Betroffenen gut organisiert werden kann.
Unter diesen Bedingungen scheint nun eine neuerliche Welle der Digitalisierung der Unternehmen an Fahrt zu gewinnen. Wird Erwerbsarbeit damit nun überflüssig oder allein zu einer Aufgabe (und Chance) weniger Hochqualifizierter? Muss nicht jetzt endlich ein Bedingungslosen Grundeinkommen eingeführt werden? Oder wird mit den neuen IKT in Zukunft überall und zu jeder Zeit gearbeitet werden? Tritt mit der Plattformökonomie die(prekäre) Selbständigkeit an die Stelle des Arbeitnehmerstatus? Wie kann verhindert werden, dass von den Effizienzgewinnen der neuen Technologien nur einige wenige profitieren?
In dem Hauptseminar geht es um die Analyse dieser Entwicklungem, ihre Bewertung aus einer christlich-sozialethischen Sicht und um Reformoptionen für eine Arbeitswelt im Wandel.