„In der Seelsorge sollen nicht nur die theologischen Prinzipien, sondern auch die Ergebnisse der profanen Wissenschaften, vor allem der Psychologie und der Soziologie, wirklich beachtet und angewendet werden, so dass auch die Laien zu einem reineren und reiferen Glaubensleben kommen.“ (GS 62) Die Botschaft des Zweiten Vatikanischen Konzils scheint klar: Eine Theologie, die den Menschen ihrer Zeit gerecht werden, Glaubensleben fördern und Glaubensvermittlung zeitgemäß betreiben will, tut gut daran, insbesondere mit den Human- und Sozialwissenschaften dieser Zeit in Dialog zu treten. Auch das meint „Verheutigung“. Dieses Unterfangen ist spannend wie spannungsreich: gerade dann, wenn sich Paradigmen und Inhalte der beteiligten Wissenschaften, z.B. der Psychologie, für die Theologie als nicht unmittelbar anschlussfähig bzw. deckungsgleich erweisen. Gleichwohl ist es im Interesse einer echten Begegnung unabdingbar, dass beide hier als eigenständige Dialogpartner vorkommen und vom je anderen nicht nur das wahrgenommen wird, was auf den ersten Blick „brauchbar“ erscheint.
Diese Einsicht liegt dem Hauptseminar zugrunde, das Theologietreibenden und SeelsorgerInnen – insbesondere an pastoralpsychologischen Fragestellungen Arbeitenden – die Möglichkeit bieten will, den psychologischen Fächerkanon, zentrale Perspektiven, Inhalte und Methoden der Psychologie kennenzulernen: z.B. in der Geschichte der Psychologie, in Allgemeiner Psychologie, Sozial-, Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie, Klinischer Psychologie und Psychotherapie, Arbeits- und Organisationspsychologie, Religionspsychologie sowie qualitativer und quantitativer Forschungsmethodik. Seitenblicke auf pastorale Anknüpfungs- oder Reibungspunkte und mögliche Implikationen sind an geeigneten Stellen intendiert und erwünscht.
Der Auseinandersetzung mit psychologischen Grundkonzepten dient auch eine Exkursion in die Psychiatrische Institutsambulanz der Klinik Hohe Mark im Rahmen des Seminars.