In der Liturgie werden die Abschiedsreden Jesu nach Johannes an den Wochentagen in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten gelesen, in einigen monastischen Traditionen auch zusammenhängend am Abend des Gründonnerstags.
Gewöhnlich teilt man sie in drei Reden (14–16) und ein Gebet (17) ein. Bei den „Reden“ handelt es sich eigentlich mehr um Lehrdialoge: Jesus eröffnet seinen Jüngern beim Abschiedsmahl Perspektiven für die Zeit nach seinem Tod. Die Jünger werden Zeugen, wie ihr Lehrer Jesus ihnen als Freunden sein Testament übergibt. Er spricht jetzt offen zu ihnen (16,29), und nicht mehr in Gleichnissen. Jesu Art zu sprechen unterscheidet sich sehr von seiner Darstellung in den synoptischen Evangelien. Er wiederholt oft scheinbar stereotyp gleiche Schlüsselworte und –themen, und er spricht im Bewusstsein einer Vollmacht, das man sich bei einem Menschen in Erwartung seines nahen Todes nicht vorstellen kann. Im Angesicht des Todes führt Jesus seine Jünger in sein Geheimnis als Sohn des Vaters und in das Geheimnis des kommenden Geistes, des Parakleten, ein. Die Vorlesung widmet sich der Auslegung dieser Reden Jesu.