„Aggiornamento“ – so lautet ein Programmwort Johannes XIII. bei der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils: dem Glauben soll eine zeitgemäße Fassung gegeben werden, ohne ihn dadurch dem Zeitgeist zu unterwerfen. Mehr als fünfzig Jahre nach der Eröffnung sind die Diskussionen um ein solches Aggiornamento, um die Zielsetzung und Bedeutung des II. Vatikanischen Konzils noch nicht beendet. Während die einen im Konzil einen radikalen Bruch mit der Überlieferung sehen, den es zu korrigieren gelte, fordern die anderen eine Einlösung noch ausstehender Reformen.

Das Seminar möchte dazu beitragen, zentrale Anliegen und Texte des II. Vatikanischen Konzils in ihrem geschichtlichen Kontext und ihrer Entstehung einzuordnen und zu verstehen. Welche theologischen und pastoralen Grundoptionen werden durch das Konzil getroffen? Welches ekklesiologische Selbstverständnis gibt sich die katholische Kirche im II. Vatikanum? Wie positioniert sich die katholische Kirche gegenüber der Moderne und ihren Herausforderungen; wie innerhalb der Pluralität von Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen? Wie sind die Entscheidungen des Konzils zustande gekommen? Welches Aggiornamento – welche „Verheutigung“ – des Glaubens wollten die Konzilsväter anzielen? Diesen und anderen Fragen soll im Seminar nachgegangen werden. Dabei soll in der Debatte um eine angemessene Hermeneutik des II. Vatikanums ein historisch und systematisch begründetes Verständnis der zentralen Konzilsaussagen gewonnen werden.