Das Exerzitienbuch ist die vielleicht wichtigste Quelle der ignatianischen Spiritualität. In diesem Buch formalisiert Ignatius seine eigenen geistlichen Erfahrungen und setzt sie in ein Lernprogramm um. Gedacht ist das Exerzitienbuch als Manual für denjenigen, „der die Übungen gibt“. Entsprechend versammelt es Anweisungen, methodische Hinweise, Regeln, Zusätze: auf den ersten Blick eine ausgesprochen „trockene“ Sache, auf den zweiten Blick scheinbar ein asketisches Programm. Erst die intensive Beschäftigung mit dem Text und mit dem Text hinter dem Text, die Kenntnis der Auslegungstradition und der gelebten Praxis, erschließen die theologischen Positionen, das mystische Konzept und die Bedeutung für eine pastorale und pädagogische Praxis weit über das Begleiten von Exerzitien hinaus.
Das Blockseminar wird sich dem Exerzitienbuch nicht primär historisch, sondern vornehmlich praktisch-theologisch zuwenden. Es geht darum, die innere Dynamik der Übungen zu erfassen, die darin niedergelegten Erfahrungen mit spiritueller Reifung zu erschließen sowie den Beitrag für die Rollenklärung von Seelsorger/innen und Pädagog/innen sichtbar zu machen. Das Seminar wird einerseits von Textarbeit geprägt sein, andererseits bei jedem Thema die Frage nach der Bedeutung für Pastoral und Pädagogik im 21. Jahrhundert stellen.
Das Seminar ist jedoch nicht selbst ein Exercitium. Es beschreibt die geistlichen Erfahrungen und Etappen, die das Exerzitienbuch anleitet, aber es vermittelt keine Übungspraxis. Zwar wird das Seminar einiges an Begleiterwissen und –fähigkeiten thematisieren, es ersetzt aber keine Ausbildung für Geistliche Begleitung oder für Exerzitienbegleitung.