Im Seminar soll das Verhältnis von Bibel und Mission aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Zum einen geht es darum, missionstheologische Texte in der Bibel neu zu entdecken. Allzu oft wird das biblische Fundament der missionarischen Sendung der Kirche nicht ausreichend gewürdigt. Und wenn doch, dann beschränkt man sich in der Regel auf die Aussendungsreden Jesu.  Dass man die universale Sendung der Christen aber noch an zahlreichen anderen biblischen Texten festmachen kann – und zwar nicht nur im Neuen, sondern auch im Alten Testament –, soll im Verlauf des Wintersemesters erarbeitet werden.

Im zweiten Teil des Seminars wird dann untersucht, wie die Bibel in den klassischen Missionsgebieten – also Lateinamerika, Afrika, Asien – heute gelesen und interpretiert wird. Mehr und mehr grenzt man sich in diesen Teilen der Welt von der europäisch geprägten Exegese ab. Die Wege, die die postkoloniale Bibelhermeneutik beschreitet, sind für deutsche Leserinnen und Leser teilweise inspirierend, teilweise verstörend, immer jedoch unkonventionell und herausfordernd. Daher soll im Seminar beispielsweise untersucht werden, wie man in Afrika die Dämonenaustreibungen Jesu versteht, warum die Pfingstgeschichte in Brasilien so aufmerksam gelesen wird und was die Exoduserzählung für philippinische Auswanderer bedeutet.