Die "Gemeinwidmung der Erdengüter" kann man als Ausgangspunkt einer christlichen Wirtschaftsethik begreifen: Alle wirtschaftlichen Güter - nicht nur die Ressourcen der Natur, die sich noch keiner angeeignet hat - und die Kooperation selbst, deren es zur Produktion oder Bereitstellung der Güter bedarf, soll darauf ausgerichtet werden, dass die Lebensmöglichkeiten a l l e r Menschen gemehrt werden - und eben nicht nur das Einkommen weniger.

Nach einer Einführung, in der es um Glauben, Handeln und Ethik in den heutigen Gesellschaften des Westens geht, wird in der Vorlesung ein Ansatz der Wirtschaftsethik vorgestellt und dann vor allem aufgezeigt, wie sich Orientierungen der katholischen Sozialtradition (insbesondere päpstliche Sozialverkündigung, Reflexionen Nell-Breunings und anderer "Solidaristen") in diesen Ansatz integrieren lassen. Neben Grundlegungsimpulsen der eigenen Sozialtradition wird es dabei um die beiden wichtigsten traditionellen "Lehrstücke" gehen: um die Eigentumsethik und die Lehre vom gerechten Lohn. Für beide wird die Geschichte in der kirchlichen Sozialverkündigung skizziert und nach Anregungen für Antworten auf heutige Problemlagen gesucht.

Literatur

* Anzenbacher, Arno: Christliche Sozialethik, Paderborn 1998.

* Brenner, Andreas: WirtschaftsEthik. Das Lehr- und Lesebuch, Würzburg 2018.

* Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands (Hg.): Texte zur katholischen Soziallehre, 9. Aufl., Köln 2007.

* Emunds, Bernhard: Politische Wirtschaftsethik globaler Finanzmärkte, 2014. (Grundlegungskapitel 1 und 3).

* Jähnichen, Traugott/Wiemeyer, Joachim: Wirtschaftsethik 4.0. Der digitale Wandel als wirtschaftsethische Herausforderung (Ethik - Grundlagen und Handlungsfelder 15), Stuttgart 2020.

* Kubon-Gilke, Gisela/Maier-Rigaud, Remi: Utopien und Sozialpolitik. Über die Orientierungsfunktion von Gesellschaftsmodellen, Marburg 2020

* Nell-Breuning, Oswald von: Gerechtigkeit und Freiheit. Grundzüge katholischer Soziallehre, 2. Aufl., München 1985.